Technisch affine Kids und kompetente Eltern

08. Juni 2022

Thurgauer Projekt zum Thema Medienkompetenz
Weinfelden, 8. Juni 2022 – Kinder und Jugendliche sollen bewusst und risikoarm mit Medien umgehen können. Dazu braucht es ein starkes Umfeld, das sie bei der Entwicklung von Medienkompetenzen unterstützt. Die Thurgauer Fachorganisationen verfolgen gemeinsam verschiedene Wege, um die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken.

Technische Skills reichen nicht aus

Vor 20 Jahren war es die Elterngeneration, die als erste mit dem Mobiltelefon experimentierte. Bald schon übernahm die Generation Y und wurde als besonders technisch-affin bezeichnet. 2021 sagte die JIM-Studie, dass 83% der befragten Jugendlichen zu Hause Zugang zu einem Videostreaming- Dienst wie Netflix oder Amazon Prime haben. 94 Prozent der Jugendlichen besitzen ein Smartphone, Dreiviertel einen PC/Laptop, die Hälfte hat einen eigenen Fernseher. Während der Pandemie waren diese Geräte manchmal Mittel gegen die Einsamkeit wie auch «Tor zur Welt». Medienkompetenz reicht über die technischen Fähigkeiten zur Anwendung hinaus. Sozial- und Selbstkompetenzen sind ebenso entscheidend. Doch wer unterstützt Kinder und Jugendliche dabei, sich einen gesunden Umgang mit Medien zu erarbeiten, wenn sie ihren Eltern mit technischen Skills weit voraus sind? Eltern und Erziehungspersonen sollen Risiken früh erkennen können und reagieren, bevor Internetsucht, Vereinsamung oder Realitätsverlust im Alltag angekommen sind. Die Schule darf nicht alleiniger Lernort bleiben.

Eltern sind up to date

Die Schlüsselpersonen aus dem Freizeitbereich sollen befähigt werden, die Medienkompetenz der Kinder und Jugendlichen zu stärken. Dies ist Teil des seit 2020 verfolgten Ansatzes der Fachstelle für Kinder-, Jugend- und Familienfragen des Kantons Thurgau. Das Departement für Erziehung und Kultur (DEK) betraute die Perspektive Thurgau im Herbst 2020 mit dem Auftrag, die Stärkung der Medienkompetenzen von Kindern und Jugendlichen auf verschiedenen Pfaden in die Wege zu leiten. Von Herbst 2020 bis Juni 2022 wurden fünf Elternabende in verschiedenen Gemeinden durchgeführt. Unter dem Titel «Up2date» konnten über 140 Thurgauer Eltern einen Praxisabend erleben, wurden auf Risiken und Gefahren aufmerksam gemacht und konnten ihre Fragen und Anliegen direkt anbringen. Auch das bereits etablierte Programm «Femmes-Tische» bot ein optimales Setting, damit sich Mütter oder aber auch Väter im gewohnten Kulturkreis dem Thema Medienkonsum ihrer Kinder annähern konnten. Um eine fachlich gut abgestützte Umsetzung zu garantieren, wurden entsprechende Moderatorinnen im Vorfeld geschult. Auf diese Weise wurden mehr als 100 Eltern aus verschiedenen Kulturen erreicht.

Fussballtrainerin und Mediencoach

Mit der Schulung von Ehrenamtlichen im Freizeitbereich wird ein neuer Weg erprobt. Die ausserfamiliäre Sensibilisierung kann hilfreich sein, wenn die Kinder und Jugendlichen ungern von ihren eigenen Eltern und dennoch von einer vertrauten Person wie zum Beispiel Fussballtrainer oder Jugendarbeiterin unterstützt werden wollen. Der Online-Workshop im Februar 2022 für Personen aus dem Freizeitsetting zeigte auf, wie nahe sie Jugendliche in ihrem Medienkonsum beobachten und coachen können. Geprüft wird nun auch, ob Kurzberatungen für Eltern, Fachpersonen und Ehrenamtliche weiter gefragt wären und wie diese im Kanton Thurgau aufgestellt werden müssten. Eine Machbarkeitsprüfung steht an.

Gemeinsames Thurgauer Vorhaben

Fachpersonen der kantonalen Ämter, der Pädagogischen Hochschule Thurgau, der Kantonspolizei, der beratenden Fachstellen sowie der Elternorganisation TAGEO trafen sich über die gesamte Projektdauer im Rahmen von vier Austauschtreffen. Der Fokus lag auf der Koordination, der Vernetzung und der Weiterbildung zum Thema Medienkompetenz im Setting Freizeit im Kanton. Im Zentrum stand die Klärung, wie die Verstetigung im Kanton zu Koordination, Vernetzung und Weiterbildung zum Thema Medienkompetenz in der Freizeitgestaltung langfristig implementiert werden kann.


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